Page 2 - Weihnachtsbrief_2021
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In der Stille Gott begegnen

       Die wichtigste Vorbereitung auf Weihnachten


       Vermutlich singen auch Sie in den nächsten Tagen das alte Weihnachtslied
       „Stille Nacht, heilige Nacht“. Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir dieses Lied

       nicht nur mit unseren Lippen singen, sondern auch in uns – wenigstens für
       Augenblicke  –  erfahren  und  spüren.  Vielleicht  bleiben  Sie  noch  ein  paar

       Atemzüge  lang  abends  alleine  im  Wohnzimmer  sitzen  und  lassen  die
       Gedanken des Tages in sich nachklingen. Vielleicht staunen Sie bei einem

       nächtlichen  Spaziergang  über  einen  offenen,  sternenklaren  Himmel.
       Vielleicht unterbrechen Sie Ihre Arbeit für ein paar Augenblicke und denken

       daran, wie wunderbar es ist, als Mensch geboren zu sein und auf diesem
       Erdball zu leben.


       Vor  ein  paar  Tagen  erhielt  ich  eine  Mail  von  einem  Kollegen.  Nach  der
       Anrede folgten 15 leere Zeilen und anschließend die Anmerkung: „Bitte nicht

       wundern! Es ist so laut in der Welt, da dachte ich, ein paar stille Zeilen tun
       uns allen gut.“ Genial!


       Ich erinnere noch wie heute die Tage am Fuße des Berges Sinai in der Wüste
       1999. Beim Spazierengehen sagte meine Kollegin zu mir: „Und ausgerechnet

       diese karge, öde Stelle auf dem Erdball hat sich Gott ausgesucht, um sich
       dem Volk Israel mitzuteilen.“

       Diese  karge,  öde  Stelle:  Wüste,  Staub,  kein  Brummen  von  Motoren,  kein

       Ticken von Uhren und Piepsen von Handys.

       Ich glaube, darin liegt ein Geheimnis dieses Gottes, dass er oft karge, öde

       Stellen  bevorzugt,  uns  in  der  Stille  begegnet  und  die  Schwingung  seiner

       Nähe kaum vernehmbar ist. An solchen kargen, öden Stellen bekommt das
       Wort des Propheten Jesaja nochmals einen ganz anderen Klang: So spricht
       der Herr, der Heilige Israels: Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, nur

       Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft.

       Die  Gefahr ist groß, mitten  in den  letzten  Vorbereitungen  auf  das

       Weihnachtsfest die wichtigste Vorbereitung zu vergessen: Die Tür meines
       Herzens einen Spalt weit aufzumachen - die Augen zu schließen - und einige

       Atemzüge lang zu verweilen.

       In diesem Sinne ein gesegnetes Weihnachtsfest und gute Begegnungen mit

       Gott und den Menschen.

       Text: Johannes Simon; In: Pfarrbriefservice.de
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