Page 3 - Ferienbrief_2018
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die Erschaffung des Menschen ist als Krone der Schöpfung zu begreifen,
vielmehr kommt erst im Ruhen Gottes die Schöpfung zur Vollendung.
Die Welt fühlen
Nur: was macht Gott eigentlich, wenn er nichts macht? Der evangelische
Theologe Jürgen Moltmann stellt sich das folgendermaßen vor: „Am Sabbat
aber beginnt der ruhende Gott, seine Geschöpfe zu ‚erfahren‘. Der
angesichts seiner Schöpfung ruhende Gott beherrscht die Welt an diesem
Tage nicht, sondern er ‚fühlt‘ die Welt.“. Die Welt fühlen, das heißt, dieser
Gott macht sich an diesem Tag, so Moltmann, „ganz empfänglich für das
Glück, das Leid und den Lobpreis seiner Geschöpfe“. Was für ein Glück also
für uns Menschen, dass es diesen Tag gibt!
Doch in der Tradition wurde dieses viel versprechende Bild vom
faulenzenden und fühlenden Gott vernachlässigt. Der schaffende und
dynamische Gott beherrscht die Szenerie. Das hat weit reichende Folgen.
Denn der Mensch ist nicht nur Geschöpf, sondern auch Ebenbild Gottes.
Wenn aber Gott nur durch sein Tätigsein definiert wird, so wird auch der Sinn
unseres Daseins vor allem im Arbeiten gesehen. Doch wer ohne Unterlass
rackert, dessen Werk bleibt letztlich unvollendet. Wer die Ruhe des siebten
Schöpfungstages unterschlägt und sich über sie hinwegsetzt – das zeigt
unsere Burn-out-Gesellschaft in beängstigendem Ausmaß – der wird
irgendwann mit seiner totalen Erschöpfung konfrontiert.
Wir wünschen Ihnen schöne Ferien. Machen Sie doch mal Urlaub vom
Aktivurlaub, Urlaub wie Gott am siebten Schöpfungstag: Einfach nur da
liegen, in den Himmel schauen und die Welt fühlen.
Text: Dr. Katharina Klöcker; In: Pfarrbriefservice.de
Bild: Birgit Seuffert; In: Pfarrbriefservice.de